Nordschleife. Erster Gesamtsieg beim legendären 24h-Rennen für Land-Motorsport. Das Audi Sport Team Land schreibt in der 45. Auflage des Langstreckenklassikers einen neuen Eifelkrimi mit Happy End.
Connor De Phillippi/Christopher Mies/Markus Winkelhock und Kelvin van der Linde verlieren 90 Minuten vor Schluss die Führung im Audi R8 LMS mit der Startnummer 29 und erobern sich in der letzten Runde ihre Spitzenposition zurück. Das Schwesterauto mit der Startnummer 28 (De Phillippi/Mies/Kaffer/Haase) muss das Rennen vorzeitig in der Box beenden.
Mit einer Bestzeit für die Startnummer 29 (De Phillippi/Mies/Winkelhock/van der Linde) begann der Auftakt zum 45. ADAC 24h-Rennen beim Training am Donnerstag. Kelvin van der Linde war mit 8:19,066 der schnellste Pilot im Starterfeld. Die Startnummer 28 (De Phillippi/Mies/Haase/Kaffer) belegte mit einer 8:27.955 die achte Position. Im folgenden ersten Qualifying standen für das Team Audi Sport Team Land die Plätze 4 (#29) und 19 (#28) auf dem Zeitenmonitor. Zwölf Plätze waren noch für die Teilnahme am Top-30-Qualifying zu vergeben. Die Startnummer 28 hatte sich bereits im Qualifikationsrennen (22.-23. April 2017) die blaue Lampe gesichert, mit der die 30 schnellsten Fahrzeuge im Starterfeld ausgestattet werden. Und auch die Startnummer 29 konnte sich mit einem sechsten Platz im kombinierten Qualifying-Ergebnis vor dem 24h-Rennen die blaue Lampe sichern.
Die Startpositionen für das Einzelzeitfahren wurden traditionsgemäß wieder am Freitag ausgelost. Beim abendlichen Top-30-Qualifying im Sprint um die Pole-Position war Connor De Phillippi im Cockpit der Startnummer 29 lange Zeit mit seiner Rundenzeit von 8.16,102 Minuten führend, musste sich am Ende jedoch um 0,675 Sekunden denkbar knapp geschlagen geben. Christopher Mies sicherte sich eine Top-10-Platzieung mit Position neun für die Startnummer 28. „Wir haben ein spannendes Qualifying mit sechs Marken auf den ersten zehn Plätzen gesehen“, sagte Chris Reinke, Leiter Audi Sport customer racing. „Die zweitbeste Zeit von Connor De Phillippi war ein schöner Abschluss unserer Vorbereitungen. Nun liegt ein Langstreckenrennen vor uns, das Fahrern, Teams und den Rennwagen bei Außentemperaturen von 25 Grad Celsius einiges abverlangen wird.“
Aus der ersten Startreihe ging Kelvin van der Linde mit der Startnummer 29 und Pierre Kaffer mit der Startnummer 28 von der neunten Position ins Rennen. Zunächst kam Kelvin van der Linde als fünfter aus der ersten Runde über Start-Ziel, doch schon bald konnte die Startnummer 29 die Führung übernehmen. Während die 29 an der Spitze in den ersten 23 Stunden Renndistanz nur einmal mit einem Reifenschaden unplanmäßig in die Box kommen musste, ereilte die Startnummer 28 ein vorzeitiges Aus. Am frühen Sonntagmorgen musste Christopher Haase in Runde 89 sicherheitshalber zum Check die Box ansteuern. Danach ging er wieder auf die Strecke und kam in Runde 90 um 5:15 Uhr erneut in die Box. Connor De Phillippi übernahm dann das Cockpit der 28 von Christopher Haase und ging auf Position 13 liegend wieder ins Rennen. Noch 10 Stunden lagen vor dem Team. Unterdessen verteidigte Markus Winkelhock mit der Startnummer 29 weiter die Führung. Sein Vorsprung zum zweitplatzierten Audi R8 LMS vom Audi Sport Team WRT mit der Start-Nummer 9: 1:13,572.
Um 5:38 Uhr musste die 28 zum wiederholten Mal mit einem Reifenschaden die Box ansteuern. Die Crew stand mächtig unter Zeitdruck, da die 29 in Führung liegend zum geplanten Boxenstopp kurz darauf in die Boxengasse abbog. Nachdem die Stopps absolviert waren stand die 29 auf der dritten und die 29 nur noch auf der 18. Position im Gesamtklassement. „Schade für unsere 28, kommentierte Christopher Mies in der Boxengasse, wir hatten Aussichten auf ein Podium, waren immer zwischen den Plätzen 3,4 und 5 unterwegs.“
Um 6 Uhr morgens führt die 29 weiterhin die Spitze des Feldes an, die Startnummer 28 rangiert auf der 17. Position. Zwei Stunden später, um 8.00 Uhr, meldete Connor De Phillippi, einen erneuten Reifenschaden im Bereich Döttinger Höhe über Funk. Vom Pech verfolgt musste die 28 dann auch mit einem technischen Problem um 9:34 Uhr das Rennen aufgeben. Die Startnummer 29 führte zu diesem Zeitpunkt weiterhin das Feld an. Kelvin van der Linde hatte einen Vorsprung von 1:20.123 vor den WRT-Markenkollegen mit der Startnummer 9.
Bis zwei Stunden vor Rennende lief der Audi R8 LMS mit der Startnummer 29 wie ein ‚Uhrwerk‘. Die Ingenieure stellten Unregelmäßigkeiten in den Daten des Rennwagens fest. Sie betrafen einen Sensor, der die Einspritzung regelt. Beim nächsten Boxenstopp versuchte das Team, das redundant verfügbare System über eine Neubedatung zu reaktivieren. Aufgrund einer Sensoreneigendiagnose hat das Fahrzeug diese Neubedatung nicht direkt übernommen. Der Traum vom Sieg schien verloren. Im Folgestopp haben die Ingenieure das System dann wieder auf die ursprüngliche Version zurückbedatet. Die Crew hatte noch nicht aufgegeben als Kelvin van der Linde die Box 21 zu seinem letzten Boxenstopp ansteuerte: Audi spielte den Datenstand mit angepasster Sensoreigendianose auf und alle Systeme liefen wieder einwandfrei. Einmal noch Slicks und volltanken bitte. – Doch es sollte sich ein Drama abspielen. Die Crew wechselte auf Slicks, der Tankvorgang lief, das Auto wurde abgelassen und fuhr versehentlich noch während dem Tankvorgang an. Der R8 LMS wurde zurückgeschoben und fertig aufgetankt. Währenddessen hatte auf einigen Streckenabschnitten heftigster Regen eingesetzt und so konnte die Crew die restliche Tankzeit nutzen, um auf Regenreifen zu wechseln. Das war letztendlich die siegreiche Entscheidung. Kelvin van der Linde konnte auf Regenreifen das Feld auf Slicks sicher überholen und sich seine Führung souverän zurückerobern.
„Ich weiß gar nicht was ich sagen soll, für mich war das Rennen eigentlich schon verloren“, sagte ein fast sprachloser Markus Winkelhock nach seinem insgesamt dritten Nürburgring-Triumph nach 2012 und 2014. Für Christopher Mies war es der zweite 24h-Erfolg am Ring nach 2015. Kelvin van der Linde, Connor De Philippi und Teamchef Wolfgang Land kletterten zum ersten Mal ganz oben auf das Podest.
„Jetzt habe ich endlich verstanden, warum der Nürburgring ‚Grüne Hölle‘ heißt“, meinte de Phillippi. „Ich habe nur noch über Funk das Kommando bekommen: Push, push, push“, verriet Schlussfahrer van der Linde. „Das war ein echter Hitchcock-Krimi. Ich bin erleichtert und riesig stolz auf meine Truppe, die nie aufgegeben und immer gesagt hat: Das Rennen ist erst bei der schwarz-weiß-karierten Flagge zu Ende.“
Teamchef Wolfgang Land zu dem überwältigenden Erfolg: „Wir haben 22 Stunden das Feld angeführt, nach einem Problem so kurz vor Schluss die Führung verloren und letztendlich doch noch das Rennen gewonnen. Das Team und die Fahrer haben einen grandiosen Job gemacht und sind am Ende für ihren Einsatz verdient belohnt worden. Wir werden den Erfolg genießen.“
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